19. Mai 2020
PV-Anlagen sind die optimale Ergänzung für jeden landwirtschaftlichen Betrieb: Der Landwirt erhält ein Pachtentgelt, nutzt die Flächen weiter für die Tierhaltung und lukriert zusätzlich ein Entgelt für die Pflege der Flächen.
PV-Freiflächenanlagen als große Chance für Landwirte
Die österreichische Landwirtschaft ist längst vom Klimawandel betroffen. Die Erderwärmung und die Zunahme an Extremwetterereignissen, wie Hitzeperioden und Trockenheit, wirken sich unmittelbar auf diesen Sektor aus und verursachen in immer kürzeren Intervallen große Schäden und Ernteausfälle. Viele landwirtschaftliche Betriebe sind vor diesem Hintergrund auf der Suche nach neuen Wegen und Lösungen, um weiterhin produktiv zu bleiben und auch zukünftig rentabel wirtschaften zu können.
Eine große Chance für Eigentümer von geeigneten Flächen bietet die Verpachtung ihrer Grundstücke, um darauf Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu errichten und zu betreiben. Wir pachten und kaufen in ganz Österreich Grundstücke zu diesem Zweck, die weiteren Details sind unserem Artikel „Photovoltaik Freiflächenanlagen als Chance für Grundeigentümer“ zu entnehmen.
Der Eigentümer profitiert mehrfach: er kann seinen finanziellen Ertrag aus den Flächen vervielfachen und gleichzeitig die Flächen weiterhin landwirtschaftlich nutzen, insbesondere für die Haltung von Tieren. Die landwirtschaftliche Weiternutzung ist synergetisch zum Betrieb der PV-Anlage, da die Flächen ohnehin gepflegt bzw. regelmäßig gemäht werden müssen. Diese Dienstleistung hat für den Betreiber der PV-Anlage einen Wert, daher können Landwirte für die Pflege der Flächen noch ein zusätzliches Dienstleistungsentgelt lukrieren.
Anforderungen an die Pflege von PV-Freiflächenanlagen
Es gibt eine wesentliche Anforderung an die Pflege von PV-Freiflächenanlagen: Es muss während des ganzen Jahres zu jedem Zeitpunkt verhindert werden, dass Gras oder andere Pflanzen über die Module wachsen, zu einer Beschattung der Module und in der Folge zu einer Minderung der Anlagenleistung und Ertragseinbußen führen. Auch aus Brandschutzgründen sollte die Vegetation kurzgehalten werden. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass im Zuge der Pflegemaßnahmen die Anlage nicht beschädigt wird.
Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten für die Pflege einer PV-Freiflächenanlage:
- Die Beweidung der Flächen mit Tieren, die insbesondere bei steileren Flächen von großem Vorteil ist und das größte Synergiepotenzial zwischen Landwirtschaft und PV bietet
- Die Mahd, die erfahrungsgemäß zweimal im Jahr durchgeführt werden muss. Zum Einsatz kommen Mähwerkzeuge, die im Wein- oder Obstbau verwendet werden oder auch ferngesteuerte Mäher. Der Reihenabstand zwischen den Modultischen reicht üblicherweise aus, um mit einem kleinen Traktor durchfahren zu können. Im Sinne der Doppelnutzung kann das Gras als Tiernahrung genutzt werden
PV-Freiflächenanlagen und Tierhaltung – Synergien für beide Seiten
Der Einsatz von Tieren für die Beweidung/Pflege der Flächen bietet die größten Synergien für Landwirt und Anlagenbetreiber und verursacht den geringsten Zusatzaufwand für den Pfleger. Folgende Vorteile sprechen für die Beweidung mit Tieren aus Sicht des PV-Anlagenbetreibers: (1)
- Die Tierhaltung ist meist die einfachste und kostengünstigste Pflegevariante, insbesondere in steilerem Gelände
- Im Gegensatz zur mechanischen Mahd ist keine Verschmutzung durch zusätzliche Staubentwicklung oder Beschädigung der Module durch Steinschlag zu befürchten
- Die Diebstahl- und Vandalismusgefahr wird durch die regelmäßige Anwesenheit des Pflegers reduziert
- Die Beweidung kann das Vorkommen von Mäusegängen und Maulwurfshügeln auf der Anlage verringern
- Die Nutzung der naturnahen Schafbeweidung als schonendes und umweltverträgliches Pflegeverfahren ist mit der ökologischen Stromerzeugung kompatibel und trifft in der Öffentlichkeit auf hohe Akzeptanz
Für die Landwirte sind folgende Vorteile besonders hervorzuheben: (1)
- Die PV-Anlagen sind ein zusätzlicher Flächenpool
- Für die Nutzung der Flächen muss keine Pacht bezahlt werden, im Gegenteil kann typischerweise ein Pflegeentgelt lukriert werden
- Die Fläche ist bereits dauerhaft fest eingezäunt, wobei die verwendeten Zaunmodelle meist perfekt – beispielsweise für eine Schaf-, Hühner- oder Gänsehaltung – geeignet sind. Das spart dem Landwirten viel Zeit und Geld für die Errichtung des Zaunes
- Modultische sind ein Witterungsschutz für die Tiere (z.B. Schattenspender, Windschutz), ein zusätzlicher Unterstand ist meist nicht nötig
- Die Unterkonstruktionen bieten zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere
- In der Regel sind gute Weidesaatmischungen in der Anlage möglich
- Die Fläche ist unbelastet, da keine Dünger und Pestizide zum Einsatz kommen
PV-Freiflächenanlagen und Schafe – eine bewährte Kombination
Die extensive Schafbeweidung ist jenes Modell der Tierhaltung innerhalb von Photovoltaik Freiflächenanlagen, das in der Praxis am häufigsten anzutreffen ist, und für das es die meisten Erfolgsbeispiele gibt. Schafe sind Herdentiere, dies erleichtert das Treiben der Tiere, daher sollten sie niemals alleine gehalten werden. Schafe sind einfach zu handhaben, da die ganzjährige Freilandhaltung bei Vorhandensein von Unterständen und einer Zufütterung im Winter möglich ist. Da Schafe von Natur aus trockene Lebensräume bevorzugen, sind die Flächen unter den Modulen ideal, gleichzeitig bieten ihnen die Modultische einen Unterstand an, der als Wetterschutz dient. Wichtig ist die Verfügbarkeit von täglich frischem Wasser, das bedeutet innerhalb der Freiflächenanlage muss eine Tränke zur Verfügung stehen.
Weiters ist zu beachten, dass die erwachsenen Tiere außerhalb der Brunft nach Geschlechtern getrennt leben. Um eine PV-Freiflächenanlage mit Schafen zu bewirtschaften, eignen sich gekoppelte Herden, da sich diese auch für die Pflege kleinerer Flächen eignen. Vor allem PV-Anlagen unter 5 ha Größe werden als Standweide betrieben. Je nach Wachstumsbedingungen auf der Fläche kann von einer Besatzdichte von 4-10 Mutterschafen pro ha ausgegangen werden, wobei sich bei der Koppelhaltung die Besatzdichte nach dem Verbiss richten muss. Sollte der Pflanzenaufwuchs nicht genügend abgeweidet sein, ist eine Nachmahd durch den Pfleger zusätzlich erforderlich. (1, 2)
PV-Freiflächenanlagen als Weideflächen für andere Tierarten
PV-Freiflächenanlagen eignen sich als Weideflächen aber auch für andere Tierarten. So klagen Biobauern mit Hühnern in Freilandhaltung oft über die hohen Kosten für die Flächenpacht und über den Aufwand für den Bau von notwendigen sommerlichen Schattenspendern sowie Netzen und Zäunen zum Schutz der Hühner gegen Raubvögel und Füchse. Photovoltaik kann hier die optimale Lösung sein, die Flächen stehen kostenfrei zur Verfügung, die Module wirken gleichzeitig als Schattenspender und Schutz vor Raubvögeln und die Einzäunung ist ebenso bereits vorhanden. Zusätzlich erhält der Biobauer noch ein Entgelt für die Pflege der Flächen. Auch für die Haltung von Gänsen, Enten oder Puten bietet eine Photovoltaik-Freiflächenanlage vergleichbare Vorteile.
Der Einsatz von Ziegen und Rindern ist hingegen für die Pflegehaltung in PV-Freiflächenanlagen weniger geeignet. Ziegen gelten als sehr aktive und neugierige Tiere, daher wäre das Beschädigungsrisiko aufgrund ihres Kletterverhaltens zu hoch. Auch Rinder sind für diese Flächen weniger geeignet, da sie aufgrund ihrer Größe Module beschädigen können.
Unsere PV-Freiflächenanlagen werden alle tiergerecht errichtet
Damit die Tierhaltung innerhalb der PV-Freiflächenanlage funktioniert und die möglichen Synergien realisiert werden, muss sichergestellt sein, dass sich weder die Tiere an der Anlage verletzen, noch dass die Tiere die Anlage beschädigen. Dies kann durch die Beachtung einiger Punkte in Planung und Errichtung der PV-Anlage gewährleistet werden – diese Punkte setzen wir standardmäßig in allen unseren Anlagen um:
- Die Unterkante der Module befindet sich mindestens 120 cm über dem Boden, Schafe beispielsweise können so unter den Modultischen durchgehen
- Sämtliche Kabel werden hochgebunden und fest an den Modulen und den Trägern der Unterkonstruktion verlegt
- Die Einführung der Kabel in die Erde erfolgt metallisch geschützt in Kabeltassen
- Die Kabel im Bereich der Wechselrichter werden ebenfalls metallisch geschützt bzw. in Schutzschläuchen geführt
- Um die gesamte Anlage wird ein Wildzaun mit einer Höhe von mindestens 180 cm errichtet, wobei für Wildtierdurchgängigkeit ein ausreichender Abstand vom Boden freigelassen wird
- Nach Abschluss der Errichtungsarbeiten sähen wir die gesamten Flächen mit einer geeigneten Weidesaatmischung ein
Photovoltaik und Ackerbau – neue Konzepte und Ideen
Agrophotovoltaik ist heute ein beliebtes Schlagwort und bezeichnet die Kombination von Ackerbau und Stromerzeugung aus Photovoltaik. In Zeiten von Klimawandel und zunehmender Flächenversiegelung ist es ein hochaktuelles Forschungsthema und es werden weltweit immer mehr Pilotprojekte ins Leben gerufen. Charakteristisch für die Agro-PV ist, dass beide Nutzungen, also die landwirtschaftliche und die energiewirtschaftliche, mit einer möglichst hohen Effizienz verfolgt werden können und sollen.
Zwei Varianten von Agrophotovoltaik werden dabei untersucht: Die erste Variante sind Konstruktionen, bei denen die PV-Module horizontal (bzw. südlich ausgerichtet) mehrere Meter über der landwirtschaftlichen Fläche installiert werden, und eine Bewirtschaftung der Flächen unter den Modulen durch Maschinen erfolgen kann. Besonders in heißen und trockenen Gebieten bietet die Beschattung durch die Solarmodule Vorteile und führt zu höheren Erträgen. Die andere Variante sind senkrecht installierte Module, die in Reihen auf der Fläche stehen. Hier kann die Bewirtschaftung der Flächen durch landwirtschaftliche Maschinen zwischen den Modulreihen erfolgen. Meist werden bifaziale Module eingesetzt, die eine Stromerzeugung auf Vorder- und Rückseite ermöglichen. Auch PV-Zäune gehen in diese Richtung.
Zurzeit bestehen aber noch einige Hürden für eine flächendeckende Umsetzung der Agrophotovoltaik. Zum einen geht aufgrund der benötigten Unterkonstruktionen der Anlagen Ackerfläche verloren und die Bewirtschaftung wird erschwert und eingeschränkt. Zum anderen ist die Umsetzung der Projekte stark auf Förderungen angewiesen, da ohne diese die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen nicht ausreichend gegeben ist.(3)
PV-Freiflächenanlagen als ideale Mehrfachnutzung landwirtschaftlicher Flächen
Landwirte haben in Österreich heute die Chance, ihre Flächen gleichzeitig für die Energiegewinnung und ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu nutzen, dabei ein äußerst attraktives Pachtentgelt und zusätzlich ein Dienstleistungsentgelt für die Pflege der Flächen zu erzielen. Die Flächen sollten eine Mindestgröße von 2 ha aufweisen, südlich ausgerichtet und das ganze Jahr über verschattungsfrei sein. Die Anforderungen an die Flächen finden Sie unter Photovoltaik-Freiflächenanlagen als Chance für Grundeigentümer.
Wenn Sie über geeignete Flächen verfügen und Interesse an einer Mehrfachnutzung haben, dann kontaktieren Sie uns jederzeit für eine Vorprüfung oder Besichtigung Ihrer Flächen.
Literaturquellen:
1) Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) (2019): Beweidung von Photovoltaik-Anlagen mit Schafen. Anforderungen an die Bauweise der Anlage und die Haltung der Schafe. 2. Aufl. Freising.
2) Zahn, A. & Tautenhahn, K. (2016): Beweidung mit Schafen. – In: Burkart-Aicher, B. et al., Online-Handbuch „Beweidung im Naturschutz“, Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), Laufen, www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/handbuchinhalt.htm.
3) Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) (2020): Agrophotovoltaik: Acker und Solarenergie optimal kombinieren. Projektgruppe Ökolandbau. https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/betrieb/oekonomie/diversifizierung/agrophotovoltaik-acker-und-solarenergie-optimal-kombinieren/.